Die Haegeum ist ein traditionelles koreanisches Streichinstrument, das zur Familie der Spießgeigen gehört. Sie besitzt zwei Saiten und wird mit einem Bogen gestrichen. Durch ihren unverwechselbaren, leicht nasalen Klang gilt sie als eines der charakteristischsten Instrumente der koreanischen Musik. Die Haegeum wird sowohl in der Volksmusik als auch in der höfischen und modernen Musik Koreas verwendet.
Das Instrument besteht aus einem langen, senkrecht gehaltenen Hals, der in einem kleinen Resonanzkörper endet. Dieser ist typischerweise aus Holz gefertigt und mit einer Schlangenhautmembran bespannt, die den Ton verstärkt. Die Haegeum hat zwei Saiten, die meist aus Seide oder modernen synthetischen Materialien bestehen. Zwischen den Saiten befindet sich dauerhaft der Bogen, sodass dieser nicht – wie bei westlichen Streichinstrumenten – unter oder über den Saiten geführt wird.
Die Spielerin oder der Spieler hält das Instrument aufrecht auf dem Schoß, während der Bogen in horizontaler Bewegung über die Saiten geführt wird. Die Tonhöhe wird durch Drücken der Saiten mit den Fingern verändert, wobei kein Griffbrett vorhanden ist. Dadurch entsteht ein besonders expressiver, gleitender Ton, der als typisch für die koreanische Musik gilt.
Die Haegeum wird in vielen musikalischen Kontexten eingesetzt – von solistischen Darbietungen über traditionelle Ensembles bis hin zu modernen Fusion-Produktionen. Sie kann sowohl melodisch als auch rhythmisch gespielt werden und besitzt einen sehr emotionalen, teilweise klagenden Klangcharakter. In der traditionellen Hofmusik begleitet sie häufig andere Instrumente wie die Gayageum oder Daegeum. In moderner koreanischer Musik wird sie zunehmend auch mit westlichen Instrumenten kombiniert.
Der Tonumfang umfasst etwa zwei Oktaven. Die Spieltechnik erfordert präzise Kontrolle über den Druck des Bogens und die Position der Finger, um die feinen Tonabstufungen zu erzeugen, die für koreanische Musik typisch sind.
Die Haegeum hat ihre Ursprünge in China und wurde vermutlich während der Goryeo-Dynastie (918–1392) nach Korea gebracht, wo sie sich zu einer eigenständigen Form weiterentwickelte. Ursprünglich war sie Teil der königlichen Hofmusik, später fand sie Eingang in die Volksmusik. In der Joseon-Zeit (1392–1897) wurde sie zu einem zentralen Bestandteil des koreanischen Musiklebens. Heute wird die Haegeum an Musikhochschulen gelehrt und in Orchestern für traditionelle koreanische Musik regelmäßig eingesetzt.
Durch ihre Vielseitigkeit und ihren charakteristischen Klang bleibt die Haegeum bis heute ein Symbol der koreanischen Musikkultur und hat in den letzten Jahren auch in der Weltmusik-Szene internationale Aufmerksamkeit gewonnen.